Die Geschichte der Freimaurer der Essener Schottenloge und die Verbindung zum Illuminatenorden


Die Schottenloge "Zur starken Wehr im Westen" ist die älteste Hochgradloge in Essen und ermöglicht regulären Freimaurer-Meistern die Arbeit im Grad der Altschottischen Meister und führt die überlieferten Traditionen des Illuminatenordens fort.


Adam Weishaupt, Gründer des Illuminatenordens.
Adam Weishaupt, Gründer des Illuminatenordens.

Die Gründung der Essener Schottenloge erfolgte am 3. Mai 1913 durch Mitglieder des Schottischen Ordenskapitels der dirigierenden Illuminaten von Alexandrien, dem einzigen bis heute in historischer Kontinuität fortbestehenden Zweig des am 1. Mai 1776 durch Prof. Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründeten Illuminatenordens. Die Geschichte der Essener Schottenloge ist untrennbar mit den Schicksalen der Illuminaten verbunden, die mit aller Vorsicht den Orden im Geheimen forgeführt haben. Die Schottenloge "Zur starken Wehr im Westen" nahm dabei eine wesentliche Rolle ein. Seit 1935 ist sie Teil des Schottischen Ordenskapitels und arbeitet bis heute unter der souveränen Direktion des Illuminatenordens. Leitender Obermeister ist der Präfekt der Essener Illuminaten. 


Aus der Vorgeschichte der Schottenloge in Essen

Gemälde von Carl von Sales, 1825: Johann Joseph Eichhoff.
Gemälde von Carl von Sales, 1825: Johann Joseph Eichhoff.

Als Urvater der Essener Schottenloge gilt der Bonner Illuminat Johann Joseph Eichhoff, dessen Ordensname Desiderius war. Er gehörte zusammen mit seinem Bruder, Johann Peter Eichhoff (Hephaestion), zu den Gründern der Bonner Niederlassung des Illuminatenordens (Minervalkirche Stagira, gegr. 1781). Sein Enkel, Richard Eichhoff (Odysseus) war ein sehr aktiver Freimaurer in Essen (Logenmitgründer, Meister vom Stuhl) und gilt als Bewahrer des Systems des Rektifizierten Schottischen Ritus, welches sein Großvater ihm hinterlassen hat. Die Rituale dieses Systems sind im Jahr 1778 auf dem Freimaurer-Konvent von Lyon entstanden. Der vierte, auf den Johannis-Meister folgende Grad des rektifizierten Systems der schottischen Maurerei, war der Schottische Meister. Johann Joseph Eichhoff soll in Frankreich in dieses System eingeweiht worden sein und die Rituale in das 1784 ursprünglich in Bonn gegründete Schottische Ordenskapitel der dirigierenden Illuminaten, das später seinen Sitz nach Essen verlegte, eingebracht haben.


Schottische Ritter und Schottische Meister

Adolph Freiherr von Knigge, 1794.
Adolph Freiherr von Knigge, 1794.

Adolph Freiherr von Knigge, der im Illuminatenorden Philo hieß, wurde nach den Gebräuchen der Strikten Observanz in der Freimaurerloge "Zum gekrönten Löwen" in Kassel zum Freimaurer. Allerdings war er von der Freimaurerei, wie er sie erlebte, enttäuscht. Dadurch trat er den Illuminaten bei. In Konkurrenz zur Strikten Observanz führte er 1781 den Grad der Schottischen Ritter (auch Illuminatus dirigens oder dirigierender Illuminat) in den Illuminatenorden ein, der auf dem 4. Grad der Strikten Observanz, dem Grad der Schottischen Meister, basierte. Für die Erteilung der Ordensstufe der Schottischen Ritter wurde das heilige geheime Kapitel der Schottischen Ritter gegründet. Dieses schottische Ordenskapitel sollte eine Alternative zu den schottischen Logen der Strikten Observanz sein. In das Schottische Ordenskapitel konnten nur Freimaurer-Meister berufen werden, die zuvor schottische Novizen (auch Illuminatus major oder größerer Illuminat genannt) waren. Mit den Ordensstufen schottischer Novize und Schottischer Ritter verfügte der Illuminatenorden über einen eigenen schottischen Ritus.


Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721-1792)
Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721-1792)

Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel war seit 1772 Großmeister aller schottischen Logen und leitete 1782 den Freimaurer-Konvent von Wilhelmsbad. Er war für eine Reform der Strikten Observanz und sah das rektifizierte System von Lyon als Vorbild. Er wurde 1783 Mitglied im Illuminatenorden. Es gab Bestrebungen, die schottischen Logen dem Illuminatenorden zuzurühren, was allerdings ohne Erfolg blieb. Lange Zeit gab es ein Spannungsverhältnis zwischen den beiden Lehrarten der Schottischen Meister und der Schottischen Ritter. Erst Johann Joseph Eichhoff (Odysseus) setzte als Präfekt des Schottischen Ordenskapitels in Essen zwischen die Ordensstufen des schottischen Novizen und des Schottischen Ritters, nach den Ritualen des Rektifizierten Schottischen Ritus (des rektifizierten Systems von Lyon), den Grad der Schottischen Meister. Damit verband er als erster die zuvor konkurrierenden Systeme in einer durchgängigen und aufeinander aufbauenden und sich ergänzenden Stufenfolge, aus der heraus später die Gründung der Essener Schottenloge erfolgte. Lenning schreibt in seiner Encyklopädie der Freimaurerei (Ausgabe von 1863), dass in Essen Versammlungen in höheren Graden Mittwochs stattfinden würden. Die Essener Schottenloge behielt als delegierte Schottenloge den Mittwoch als Versammlungstag bei, wodurch eine klare Kontinuität gegeben war.


Das Erbe des Illuminatenordens

Im Jahr 1926 war die Essener Schottenloge noch mit der Johannisloge "Alfred zur Linde" verbunden und gehörte als delegierte Schottenloge dem Verbund der Großen National-Mutter-Loge "Zu den drei Weltkugeln" an. Zu dieser Zeit hatten die Essener Illuminaten sechs Niederlassungen (Minervalkirchen), die man sich als innere Zirkel innerhalb bestehender Johannislogen vorstellen kann. Diese Minervalkirchen waren in Barmen (Wuppertal), Krefeld, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Mülheim. Fünf der Johannislogen gehörten der Großen National-Mutter-Loge "Zu den drei Weltkugeln" an und eine der Großen Landesloge. 

 

Die Essener Freimaurerloge mit der Schottenloge bildete das Zentrum des Illuminatenordens. Dort befand sich auch das Schottische Ordenskapitel. Bis heute hat der Orden seinen Hauptsitz in Essen und die Essener Schottenloge nimmt eine zentrale Rolle ein. So, wie die Essener Schottenloge heute nicht mehr mit der Essener Johannisloge verbunden ist, so sind die Minervalkirchen des Illuminatenordens nicht mehr innere Zirkel einer Johannisloge, sondern eigenständige Versammlungen von Illuminaten. Es gibt Minervalkirchen an unterschiedlichen Orten in Deutschland, in Österreich, in England und in Norwegen. Sie alle unterstehen der Direktion des Schottischen Ordenskapitels, das mit der Essener Schottenloge verbunden ist. Die ausländischen Minervalkirchen gehören unmittelbar der General-Direktion in Essen an.